Motiv und künstlerische Umsetzung

Die Wahl eines Motivs ist für EMS nicht problematisch, da er überzeugt ist, dass besondere Motive noch keine Garantie für gelungene Kunstwerke sind. Motive lassen sich überall finden in der gesamten geschauten Umgebung sei sie Natur pur oder auch von Menschen gestaltet. Doch schon allein die Art des Sehens ist die Voraussetzung für eine für den Künstler typische und originale Umsetzung in ein echtes Kunstwerk. Aus allen Bemerkungen über das Verhältnis von Natur und Abstraktion, das bei jeder Darstellung von zentraler Bedeutung ist, klingt die absolute Abneigung von EMS, gegebene Naturformen, die für ihn vollendet sind, durch Verletzung der Proportionen oder entsprechende Verfremdungen zu vergewaltigen. Die künstlerische Aufgabe besteht vielmehr darin, die Naturvorgaben so zu abstrahieren, dass nach Wegfall von allem Unwesentlichen und Untypischen , ein Sublimat des Wesentlichen, der zugrunde liegenden formalen Uridee entsteht.
Eine prima vista naturalistische Darstellung in diesem Sinne schließt bei EMS bereits eine künstlerische Sehweise mit ein und hat nichts mit photographischer Genauigkeit zu tun. Es gilt, durch die Transformation in eine andere, dahinter liegende Ebene einen formal-geistigen Realismus aufzuzeigen, der eben auch eine allgemeinere Gültigkeit der Aussage mit einschließt.
Am Anfang einer künstlerischen Umsetzung, egal welches Motiv gerade im Mittelpunkt steht, zeigt eine innere Schau wie das fertige Werk idealiter auszusehen hat. Die Wahl von Material, Technik, Größenformat und die Vorstellung einer entsprechenden Wirkung werden vom Motiv diktiert und müssen vor Beginn der Arbeit geklärt sein. Der gesamte anschließende künstlerische Schaffensprozess ist darauf ausgerichtet, das entstehende Kunstwerk mit diesem inneren Bild in Deckung zu bringen. Während etwa bei den meisten Aquarellen innerhalb kürzester Zeit die endgültige Fassung steht, zieht sich der Prozess bei manchen Gemälden über Wochen hin, bis nach vielen Skizzen und Variationen die gültige Lösung da ist.
Bildhauerische Arbeiten müssen im Vorfeld in ihrer exakten Dreidimensionalität geklärt sein, bis diese dann für EMS im Rohblock deutlich sichtbar verborgen ist. Von verschiedenen Seiten her tastet sich der Künstler mit Hammer und Meißel langsam an die Form heran. Wenn alle störenden Teile weggehauen sind, ist die Skulptur fertig.
Diese Sicherheit einer absoluten dreidimensionalen Vorstellungskraft ist gleichermaßen Voraussetzung für die Gestaltung von komplizierten Aufbaukeramiken, die bis an die Grenzen des technisch möglichen vorangetrieben sind.

Als Grundlage des gesamten Schaffens steht unverrückbar: "Alles was der Künstler schafft kommt durch den Geist. Die Seele ist unproduktiv. Der Geist ist das einzig Schöpferische. Er schafft alles; durch ihn lebt Alles. Er ist der Anstoß und Erhalter. Er steht außerhalb aller Gesetze, Wirkungen und Formen. Alles andere hat Form, ist im Gesetz und selbst unproduktiv. Die Werke des Künstlers sind Werke des Geistes, der durch ihn hindurchgegangen ist...." (KT, Teil 2)

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